Raymond Zimmer - Bruder Adam
Es ist eine Selbstverständlichkeit geworden unter den Imkern zu sagen,
Bruder Adam sei der größte Imker der Welt! In der exzellenten Video Reportage
von York Films “The Monk and the Honey bee“ wird Bruder Adam sogar als der
Papst der Imker betitelt. Gewiss stimmen all diese Titel mehr oder weniger. Für
mich ist jedoch Bruder Adam, bei weitem, der beste Imker der Welt und zwar aus
folgenden Gründen: • Er hat es verstanden, ohne große theoretische
Ausschweifungen auf Genetisch wissenschaftlich fortschrittlich aber strenger
Basis, eine Bienenrasse zu erzüchten, die eine Art universal Biene (Prof. Y.
Achard) geworden ist.
Sie bewährt sich bestens in allen Ländern der Welt trotz
der modernen Bienenzucht die jetzt überall eingeführt ist. Leistung, Resistenz,
Sanftmut u.s.w. gepaart mit Wirtschaftlichkeit sind kurz gesagt diese
einmaligen Merkmale. • Die beste Biene, ohne eine angepasste
Betriebsweise, wäre wie ein Rennwagen der Formel 1 ohne Rennbahn ...
Es wird
allgemein unterschätzt, dass Bruder Adam hier auf geniale einfache Weise den
Imkern den Schlüssel zum sofortigen Erfolg gegeben hat. Nur weil viele Imker
glauben sie müssten noch selbst alles wiedererfinden ist zu erklären, dass
etliche, man kann es ruhig sagen, diese Gold-Biene zu Tote wirtschaften.
Näher am Erfolg kann man nicht vorbeigehen... • Die zwei obigen genannten
Eigenschaften (gute Biene, gute Betriebsweise) wäre jedoch nicht möglich, wenn
nicht hinter diesen zwei Hauptpfeilern ein dritter Pfeiler, sich gewissermaßen
verstecken würde, d.h. eine tiefe echte Lebensphilosophie : "Der Imker ist
nicht der Meister seiner Bienen sondern ihr Diener" (Bruder Adam,
1980)
Nur so ist es zu erklären, dass Leistung nicht Ausbeutung geworden ist,
sondern Inbegriff von überschwenglicher Vitalität, von Großzügigkeit wie dies
nur in einer noch unberührten Natur hin und wieder vorkommen kann. Eine Art
glückliche Katastrophe! Dies ist nicht eine poetische Sicht der Imkerei von
Bruder Adam, sondern eine sich immer wiederholende Wirklichkeit, die ich am
eigenen Bienenstande feststellen kann. • Eigentlich sollte jetzt nichts mehr
hinzugefügt werden müssen, aber als guter langjähriger Freund von Bruder Adam
ist mir klar geworden, dass die besten Pfeiler nur standhalten, wenn sie ein
gutes geistig-religiöses Fundament besitzen.
Der Ausdruck dieser Geistlichkeit
ist bei Bruder Adam nicht in einer, wie so oft abstrakten Spiritualität zu
suchen, sondern in einer Art Verwandlung in das Konkrete, genauso wie der
Heilige Benedictus es wollte: “Etwas hilfreiches, brauchbares, mit seinen
eigenen Händen zu schaffen, zum Nutzen seines Nächsten.” • Dass ein
Lebenswerk, wie es Bruder Adam in 95 Jahren aufgestellt hat, nur mit einer
unsäglichen Mühe und Arbeitskraft und unbeugsamen Willen geschehen konnte,
braucht nicht unterstrichen zu werden. Das aber trotz dieser großen
Persönlichkeit sich dahinter ein feinfühliger, sensibler, Mensch versteckt, ist
letztendlich dass, was meinen sechs Kindern aber insbesondere meiner Frau und
auch mir selber erlaubt in Bruder Adam, weit vor allem, einen einmalig guten
Freund zu besitzen.
Wenn Sie mich nun fragen, warum es das Kloster einem seiner
originellsten und treuesten Diener jetzt so ergehen lässt, werde ich sehr
traurig. Ja ich fühle mich sogar mitschuldig, weil es mir nicht gelungen ist,
im Namen dieses so schönen Glaubens der christlichen Nächstenliebe das Kloster
zu überzeugen, dass hier etwas geschieht, dass eine Art Opfer bedeutet. Solches
widerfährt, so scheint mir, öfters den großen Dienern Gottes... Sind wir, wie
mir ein Mönch von Taizé vor 30 Jahren sagte, vor einer "Perfection
culpabilisante" oder vor einer Verirrung der geistigen Verantwortung der
jungen Mönche, die jetzt im Kloster Buckfast walten? Ich weiß es nicht! Sicher
ist, dass Bruder Adam zu gerne den ganzen Imkern der Welt noch ein letztes Geschenk
hätte machen wollen indem er ihnen zumindest einen Weg für eine Varroa resistente
Biene zeigen wollte. Das Kloster hat es nicht gewollt! Gott sei es geklagt!
Aus
Imkerei-Technik-Magazin, 1993, N° 4 Seite 27-28 und Gemeinschaft der
Buckfastimker, 1993
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